Tiefengrubener Schatz
Abenteuer Streuobstwiese
Der Erlebnispfad auf dem Ringweg durch die Tiefengrubener Streuobstwiesen ist zu jeder Jahreszeit mehr als nur einen Spaziergang wert. Denn dort gibt es immer wieder Neues zu entdecken. So sprießen von Monat zu Monat die unterschiedlichsten Gräser und Blumen und sorgen für eine bunte blühende Vielfalt. Die Streuobstwiesen bieten aber auch Lebensraum für eine reiche Tierwelt, auch solche, die als gefährdet auf den Roten Listen stehen wie beispielsweise Fledermäuse, Siebenschläfer, Haselmaus, Steinkauz, Gartenrotschwanz oder Wendehals. Wüssten Sie, welches Tier am engsten mit der Fledermaus verwandt ist? Wie viele Blüten die Bienen täglich anfliegen? Oder warum das Obst der Tiefengrubener Streuobstwiesen so besonders gesund ist? Die Antworten auf diese und viele andere Fragen finden Sie auf dem Erlebnispfad. Außerdem sind rund 40 der insgesamt 80 Kernobstsorten entlang des Ringweges gekennzeichnet und erzählen von der Herkunft der jeweiligen Obstsorte, ihrer Pflück- und Genussreife sowie ihren Ansprüchen. Ein Imker aus den Reihen des Obstbauvereins Tiefengruben e.V. stationiert seine Bienenvölker jedes Jahr in den Streuobstwiesen. Außerdem bietet ein großes Insektenhotel „Wohnungen“ für viele Nützlinge, unter ihnen Mauerbienen, Marienkäfer, Florfliegen, Tausendfüßler, Hummeln, Wespen, Rotpunktkäfer und viele andere kleine Bewohner. Das „Hotel“ ist ein Beitrag, verloren gegangene Lebensräume der Insekten zu ergänzen und uns Menschen für Fragen der Umwelt zu sensibilisieren. Doch dazu mehr auf dem Kalenderblatt Mai.
Zwölf Obstbäume zum „Nutzen der Allgemeinheit“
Wie es der Ortsname schon sagt, liegt das kleine Dorf Tiefengruben „tief in einer Grube“. Rund herum erheben sich Hänge, die schon vor Jahrhunderten nur sehr schwer als Felder bewirtschaftet werden konnten. Deshalb pflanzten oder
„verstreuten“ die Tiefengrubener auf diese Äcker in größerem Abstand hochstämmige robuste Obstbäume, um durch die Obsternte einen höheren Ertrag zu erzielen. Zu Füßen der Bäume bauten sie Getreide oder Kartoffeln an bzw. nutzten die Wiesen als Weide. Um den Baumbestand zu vergrößern, wurde schon 1718 in Tiefengruben eine Verfügung erlassen, nach der jeder neue Nachbar im Ort „zu Nutz und Frommen der Allgemeinheit 12 Obstbäume pflanzen“ musste. Die Streuobstwiesen sind wichtige Lieferanten für Obst, Saft, Honig und Futter. Unter den in Tiefengruben bestimmten Obstsorten befinden sich elf, die bereits 1876 im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach für den Anbau empfohlen wurden, darunter die Apfelsorten „Danziger Kant“ und „Königlicher Kurzstiel“. Manche Sorten, wie die Tümplingsbirne, hielt man lange Zeit für verschollen doch In Tiefengruben gibt es sie.
Entwicklung des Obstbaus (Auszug)
> 1718 | Verfügung in Tiefengruben: jeder neue Nachbar im Ort muss „zu Nutz und Frommen der Allgemeinheit 12 Obstbäume pflanzen“ |
> 1828 | Tod des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Regierungsantritt Carl Friedrichs, Stiftung des Vereins Blumistik und Gartenbau |
> 1833 | Anlegung der neuen Landesbaumschule auf Marienhöhe |
> 1992 | Gründung des Obstbauvereins Tiefengruben e.V.; Hauptziel: Schutz, Erhalt und Pflege der kulturell und ökologisch außerordentlich wertvollen Streuobstwiesen; 1. Obstmarkt in Tiefengruben |
> Oktober 2005 | Bio-Siegel für sieben der 11ha Streuobstwiesen rund um das Dorf, Voraussetzung war Erfüllung der Forderungen des Vertragsnaturschutzes und der EU-Öko-Verordnung |
> 2012 | gesamter Obstbaumbestand in Tiefengruben (Streuobstwiesen (11ha) und Obstgärten (8ha) sind nach EU-Verordnung ökologisch zertifiziert. Die Eigentümer produzieren auf 19 ha Bio-Obst |