Die Besonderheiten des Ortes
Tiefengruben ist mit seiner Ortslage als Rundplatzdorf seit 1976 ein Flächendenkmal. Die Höfe (sie stammen in ihrer heutigen Form aus dem 18. und 19. Jh.) gruppieren sich als Winkel- oder Dreiseithöfe, vereinzelt auch Vierseithöfe, radial um den Dorfinnenraum. Die Scheunen, die den Hofraum abschließen, ziehen sich wie ein Schutzring um die Dorfanlage. Gärten und Streuobstwiesen runden den Ort ab. In dieser Form ist Tiefengruben tatsächlich eines der am besten noch erhaltenen Rundplatzdörfer unseres Landes.
An der offenen Seite nach Süden verläuft die Straße nach Tonndorf. Sie war (abgesehen vom „Ziech“) viele Jahrhunderte lang der einzige Zugang zum Dorf. Die heutige Straße nach Bad Berka wurde erst ab 1879/80 in das Rund der Häuserzeile gebrochen. Bis dahin gab es keinen Durchgangsverkehr. Die Salzstraße als wichtige Handelsstraße, streifte den Ort lediglich. Sie kam von Frankenhausen über Rohrborn, Schloßvippach, überquerte die Königstraße, erreichte bei Niederzimmern das heutige Kreisgebiet und führte die Handelsleute über Utzberg, Bechstedtstraß, Gutendorf nach Tiefengruben und schließlich weiter nach München. Der Talkessel befindet sich in einer Höhe von ca. 335m über NN in einer Mulde der nördlichen Muschelkalkstufe des Tannrodaer Sattels. Die aus Wellenkalk bestehenden Hänge, die sich an drei Seiten um Tiefengruben ziehen, erreichen eine Höhe von bis zu 418 m (Sumpfberg) und 468 m (Kesselberg).
Schemadarstellung des Runddorfes Tiefengruben
Aufgrund seiner geologischen Besonderheit – bedingt durch die Lage auf dem Tannrodaer Sattel – entdeckten schon unsere Vorfahren „Naturprodukte, die man an anderen Orten so leicht nicht findet”, wie der Historiker Dominikus 1793 schrieb. „Eine Wiese, die Gotteswiese genannt, liefert vielen Torf. Gips und roter, grüner und grauer Alabaster kommen am Kesselberge vor. Die 2 ersten Arten sind die schönsten und die letzte ist die härteste. Die Färbung kommt durch eingelagerten Ton zustande. Besonders zeichnen sich die weißen Tonschichten aus. Der Kaufmann und Porzellanfabrikant Nonne in Völkstädt bei Rudolstadt hat ihn 4 Lachtern tief aus der Erde holen und zu Porzellan verarbeiten lassen. …Wasserhelle, harte und vollkommen durchsichtige Steine findet man in der ganzen Flur….”
Auch Goethe wusste um die geologischen Besonderheiten von Tiefengruben: „Nach dem Dorfe Tiefengruben zu werden häufig abgerundete Bergkrystalle ausgepflügt und nach starken Regengüssen aufgelesen, die den gemeinen böhmischen Steinen den Vorzug streitig zu machen scheinen.” Im 18. Jh. verkaufte man diese auch als „Tiefengrubener Diamanten” bezeichneten wasserklaren Quarze sogar an die Italiener.
Aus dem sog. „Tiefengrubener Marmor” – dem oben erwähnten „Alabaster” (ein alabasterartiger Gips des Röt ; Oberer Buntsandstein) wurden Tische und Ornamente für die kurfürstliche Residenz Mainz, aber auch Zimmertäfelungen und Türverkleidungen für das Weimarer Schloss gefertigt. Ab 1800 ging der Abbau jedoch immer mehr zurück und wurde schließlich eingestellt.
Die geschützte Lage des Ortes wirkte sich schon immer positiv auf
den Obstanbau aus.
Der Ringweg, der sich durch die Streuobstwiesen rund um Tiefengruben zieht, bietet – seit einigen Jahren als Lehrpfad gestaltet – viele wissenswerte Einblicke in die wirtschaftliche Nutzung dieser Flächen, aber auch schöne Ausblicke auf das Dorf. Über 90 zum Teil inzwischen sehr alte und sehr seltene Obstsorten sind heute noch dort zu finden. Viele von ihnen entlang des Lehrpfades sind ausgeschildert und beschrieben. Und so wie die Streuobstwiesen schon unsere Vorfahren über viele Generationen hinweg versorgten, so liefern sie auch heute noch leckeres Obst, Honig, Säfte und Wein. Auch das ist ein Stück Geschichte, mit dem die Tiefengrubener gern leben.